Systemische Beratung und Therapie

War es früher selbstverständlich, sich in therapeutischen Zusammenhängen dem Ursache-Wirkung-Denken zu bedienen, hat sich inzwischen ein Paradigmenwechsel vollzogen, der über die Familientherapie zur Systemischen Therapie geführt hat.

Die systemische Therapeutin „… ist nicht mehr die Fachfrau, die bestimmte Probleme diagnostiziert und löst, die die Zusammenhänge bereits kennt und lediglich noch auf den konkreten Fall in angemessener Weise anzuwenden hat. Die systemische TherapeutIn ist vielmehr eine FragerIn und eine SucherIn, die voller Interesse für die Wirklichkeit ihrer KlientIn ist. … Ihre Aufgabe ist es, … dem System die Möglichkeit zu eröffnen, sich selbst in einer Form neu zu strukturieren, die ein Leben mit deutlich geringerem oder aufgehobenem Leid möglich macht“, so Wilhelm Rotthaus, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF).

Leben findet immer im Kontext statt. Wir alle leben und wirken im Kontext von Beziehungen. In einem komplexen Spiel von Wechselwirkungen. So richtet sich in der systemischen Betrachtung der Blick nicht nur auf den Einzelnen, dessen Persönlichkeit und das eigene Handeln: Wir erweitern den Blick auf das Leben und Wirken im Kontext.

Was ist falsch? Was ist richtig? Eine richtige oder falsche Wirklichkeit gibt es nach systemischem Verständnis nicht – jede hat ihre Berechtigung. So verschieden die Wahrnehmungen auch sein mögen, lassen Sie uns jede als wahr anerkennen.
Denn Wirklichkeit ist das, was wirkt.

Vor dem Verändern kommt das Verstehen. Ein Zustand wird erst dann zum Problem, wenn er als solches bewertet wird. Wie könnte man anders damit umgehen? „Probleme sind verkleidete Möglichkeiten“ hat Henry Ford einmal gesagt. Lassen Sie uns Probleme und Symptome als Lösungsversuch im System ansehen. Und als Hinweis darauf, sich auf den Weg zu machen – so wirken sie nicht nur entwicklungsfördernd, sondern liefern uns auch wertvolle Informationen, die zu einem tieferen Verständnis für uns selbst und unser Gegenüber führen können.

Aus der eigenen Mitte heraus in den Kontakt zu gehen, statt überwiegend nach Fehlern beim anderen zu suchen und ihn mit gut gemeinten Verbesserungsvorschlägen in die Enge zu treiben, kann ein erster Schritt zu Veränderung in der Beziehung sein.
Oft ist es hierzu erstmal hilfreich, einen Zugang zu sich selbst zu finden. Dies führt zu einer Form von Präsenz in der Beziehung, die achtsame Begegnung wieder möglich macht – nicht nur im Beratungskontext.
Achtsamkeit beschreibt eine Haltung, in der wir wahrnehmen, was ist. Und anerkennen, was ist. Nicht weniger.